Irgendwo gab es ja schon mal Technik-Reviews der älteren Metz Chassis. In der Tradition dieser alten Beiträge nun ein neuer für das Chassis 613/614
Achtung: Viel Technik gebrabbel
Vorgeplänkel:
Bis zum 609 Chassis gab es noch die drei Hauptmodule FS, EA und MH. Ab Chassis 610 sind diese als G-Board vereint. Ebenso verhält es sich bei 613/614 Chassis, das auf dem Vorgänger basiert. Ebenso sind bei den Single-Tuner Varianten die Tuner nun direkt auf dem G-Board aufgelötet. Das wird die Produktion einfacher und günstiger machen, führt aber dazu das Nach- und Umrüstungen nicht mehr möglich sind.
Hauptcontroller:
Auch hier wurde vereinfacht um im Grunde alles in einem Chip vereint. Die 610-612 Serie bestand noch aus HiDTV Pro QX88, CX24500 und Standby Controller, der neue HiDTV Pro Fusion vereint das alles. Hersteller ist Sigma Designs, die schon den Chip für die 610-612 Serie geliefert haben (HiDTV Pro QX88). Wobei Sigma Designs die HiDTV Serie selber von Trident übernommen hatte, die vor einiger Zeit dicht gemacht haben. Trident wiederum hatte die TV-Chip Sparte von NXP/Philips (PNX Serie) übernommen, die wiederum damals die TV-Chip Sparte von Conexant (CX24500) übernommen hatten. Ebenso hatte Trident die TV-Chip Sparte von Micronas übernommen, die viele Jahre lang für Metz, Loewe und Grundig Chips geliefert haben (Z.B. MDE9500, SDA6000).
Aber zurück zum HiDTV Pro Fusion. Der Chip ist ein Dual Core MIPS Prozessor mit verschiedenster Peripherie. Angefangen mit doppel MPEG4 Decoder, 1GBit Netzwerk, DVB-T/C Demodulator (die aber vmtl. nicht benutzt werden), 2x USB2.0, zwei Transportstream Eingänge, ein Transportstream Ausgang, 4K Support, haufenweise analoge und digitale Video und Audio Ein- und Ausgänge. Ein Kern vom Pro Fusion läuft mit 1GHz, der andere mit 700MHz. Dazu kommt noch der Stand-by Controller (basiert auf einem 8051 Kern).
Video:
Da es nur noch eine Scart Buchse gibt, ist im analogen Bereich nicht viel übrig geblieben. Die ehemaligen Video Matrix Schalter können entfallen. Die wenigen Signale gehen direkt an den Hauptcontroller. Der noch im 610-612 vorhandene ESD Schutz an der Scart und Kopfhörerbuchse, ist im Schaltplan der 613-614 Serie als nicht bestückt gekennzeichnet. Also Vorsicht beim Anfassen dieser Buchsen, wenn ihr statisch geladen seit
Die Wahlweise 4 oder 5 HDMI Buchsen werden vom SiI9589 (5 Eingänge) oder SiI9587 (4 Eingänge) verwaltet. Der unterstützt 4k@30p / 1080p120 und hat HDMI 1.4a, HDCP 1.4
Ausgangsseitig zum Panel gibt es den Pro Fusion mit LVDS oder V-by-One Ausgängen. Das LVDS System war in den letzten Jahren bzw. schon fast Jahrzehnten- der Verbindungsstandard zu größeren TV Panels. Mit der Steigerung der Auflösung sowie vor allem der Steigerung der Bildwiederholraten (100Hz, 200Hz), ist dieses System aber an die Grenzen gestoßen. Mit dem V-by-One Standard sind heute höhere Bandbreiten bei weniger Signalleitungen möglich und es sind somit auch 4k Panels einfacher ansteuerbar. Im Metz werden nur die Pro Fusion Varianten mit V-By-One benutzt, wobei diese Signale mit einem (oder zwei) THCV216 ICs in LVDS gewandelt werden um "alte" LVDS Panels anzusteuern. Nur beim großen 613H0972 Chassis wird das V-by-One Signal direkt zum Panel geleitet. In dem Fall scheint auch noch ein FR-Modul zwischen G-Board und Panel zu sitzen. Der Beschriftung nach vmtl. eins mit FRCX (Sigma Designs) IC.
Audio:
Im Audio Bereich ist es genau so unspektakulär geworden wie im Video Bereich. Durch den wegfall der mehrfachen Scart Buchsen gibt es keine separaten Schalter oder Konverter mehr. Alle Ein- und Ausgänge gehen direkt an den Hauptcontroller.
An einem Digitalausgang vom Hauptcontroller hängt der DAC (Digital Analog Wandler) für die Lautsprecher. Es ist der PCM5100/5151 von Texas Instruments. Dieser wandelt die digitalen Ton-Signale in analoge Form um (DAC) und bietet dabei noch einige DSP Funktionen zur Signal Bearbeitung an. Als Endstufe kommt der Class-D Verstärker TPA3118 (2x30W) zum Einsatz. Ebenfalls von Texas Intruments. In den 613H Geräten (Ausnahme 613GH0921) kommen jeweils zwei DACs und zwei Endstufen für die insgesamt 4 Lautsprecher zum Einsatz.
USB:
Der HiDTV Pro Fusion verfügt über zwei USB2.0 Anschlüsse. Für die einfachen Varianten vom 613L und 614L ist das genug, dort sind die USB Buchsen somit direkt am Hauptcontroller angeschlossen. Alle Varianten die mehr USB Verbindungen benötigen, haben einen internen 4-fach USB Hub (USB2514B). Neben weiteren USB Buchsen, wird ein USB Anschluss für das WLAN Modul benötigt, wie auch einer für die interne Festplatte, die jetzt ebenfalls per USB angebunden ist (im Vorgänger Chassis noch direkt mit SATA an dem CX24500 Controller angeschlossen). Als Wandler kommt ein OXU3110 zum Einsatz. Das ist ein USB3.0 auf SATA Controller. Die USB3.0 können aber mit dem HiDTV Pro Fusion noch nicht voll genutzt werden, da dieser ja wie gesagt nur USB2.0 beherrscht. Der SATA Controller ist mit seiner USB-Schnittstelle direkt am Hauptcontroller angeschlossen und läuft damit nicht über den Hub.
Über die USB-Buchsen ist auch eine "Karton-Programmierung" möglich. Das heißt eine Programmierung über "USB-Stick", ohne das der Fernseher über das Hauptnetzteil mit Strom versorgt werden muss. Dazu ist es möglich 24V (bei ca. 1A) in die USB Buchse vom Fernseher über den V+ Pin einzuspeisen. Intern wird über Dioden verhindert das die Elektronik schaden nimmt (da die USB Versorgungsspannung ja eigentlich nur für 5V vorgesehen ist). Tauglich für dieses Vorgehen ist immer nur eine USB Buchse, wobei es bei allen vorgesehen ist, jedoch ist nur bei einer Buchse die Diode zur Einspeisung der 24V aufgelötet ist.
LAN:
Der HiDTV Pro Fusion bietet eine interne Ethernet-Schnittstelle mit 1GBit Übertragungsrate. Extern wird nur noch ein kleiner Transceiver (LAN8742 von SMSC) verwendet. Dieser hat jedoch nur max. 100MBit, bleibt also hinter den Möglichkeiten des Hauptcontrollers zurück.
Tuner:
Im 613L wie im 614L ist der Tuner fest auf dem G-Board aufgelötet (Single Tuner). Im 613H (Twin Tuner) sitzen die Tuner auf einer separaten Leiterplatte. Zu den Tuner Modulen selber habe ich keine Informationen finden können. Es handelt sich aber im Falle der Single Tuner Variante augenscheinlich um Kombi-Modelle, die DVB-S2/T/C/analog in einem Gehäuse beinhalten. In den Twin Tuner Geräten sind die Sat-Tuner separat. Leider ist bei den Twin Tuner Modellen der DVB-T/C/analog Tuner aber auch nur mit einem Eingang vorhanden, so das die früher mögliche Kombination DVB-T/C mit externem Relais entfällt. Als Demodulator wird ein Kombi-Chip verwendet der DVB-T/C/S/S2/S2X beherrscht (Si2167). DVB-T2 steht also nicht zur Verfügung, es gibt jedoch vom Hersteller Pin-Kompatible Typen die auch DVB-T2 können.
Vom Demodulator laufen ein bzw. zwei Transportstream Ausgänge, wie auch das FBAS Signal vom Analog Tuner, zum Hauptcontroller. Beim 613H liegt zwischen Tuner und Hauptcontroller noch ein PLD (Programmierbare Logik), die wie schon bei den Vorgänger Chassis die Transportstreams der Tuner wahlweise zum CI oder zum Hauptcontroller und/oder den Transportstream vom Hauptcontroller zum CI leiten. Der Hauptcontroller bietet "nur" zwei Transportstreameingänge und einen Transportstream Ausgang. In den Single Tuner Geräten kommt man mit "Bordmitteln" aus und schließt das CI nur direkt an den Hauptcontroller an, der PLD entfällt.
Bedienung/Anzeige/Kommunikation:
Zu den Anzeige/Bedienmodulen habe ich keine Schaltungsunterlagen, in dem Bereich hat sich denke ich aber auch nicht viel Neues getan.
Das Bluetooth Modul benötigt nur zwei wesentliche Sachen, eine digitale Audio Verbindung und eine UART Kommunikation zur Steuerung. Beides kommt direkt aus dem Hauptcontroller.
Mysterien:
Auf allen 613/614 Chassis ist noch ein SD-Kartenslot vorgesehen, der nicht bestückt ist.
Im 613H Chassis Schaltplan gibt es noch einen nicht bestückten Stecker GET2, also G-Board zu ET-Modul. An diesem sind neben einem Transportstream die Signale AUDIO_L_ENC, AUDIO_R_ENC und CVBS_ENC angeschlossen. ENC ist die Bezeichnung für das Encoder Modul, mit dessen Hilfe sich analoge Eingangssignale digitalisieren lassen würden (MPEG Encoder) um sie auf die Festplatte aufzuzeichnen. Alle bisherigen LCD Chassis von Metz hatten eine solche Möglichkeit. Beim 613H scheint das vorgesehen, aber letztendlich nicht realisiert worden zu sein. Die Belegung des Steckers ist identisch zum Encoder Modul vom Chassis 612, hätte sich also wohl 1:1 einsetzen lassen.
Seltsamerweise geht zum FR-Modul zwei mit SPDIF bezeichnete Leitungen. Also Leitungen die eigentlich Ton Signale beinhalten sollten. Für eine Panel Ansteuerung unsinnig.
Fazit:
Insgesamt hat man mit dem HiDTV Pro Fusion einen guten Chip gefunden der sehr viele Aufgaben übernehmen kann. Die Mehrfachchip-Lösungen die seit beginn der Metz LCD Serie bestand hatten, konnte zum großen Teil abgelöst werden. Das 613/614 Chassis ist die konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Chassis. Allerdings ist die 4k Unterstützung, die zukünftig immer wichtiger werden wird, nur rudimentär vorhanden. Es fehlt an einem H.265 Decoder und einen direkten Nachfolger des HiDTV Pro Fusion scheint es nicht zu geben. Man darf gespannt sein wie die Metz Ingenieure dieses Problem lösen werden und ob wir im nächsten Chassis schon Einflüsse der Skyworth Übernahme sehen werden...